Die optimale Färbung
Hier erfährst du alles darüber, was Naturfarbstoffe sind, welche Arten und welche Färbemethoden es gibt.
Über Naturfarbstoffe
Naturfarbstoffhaltige Pflanzen finden wir in allen Teilen der Welt in freier Natur und kultiviert. In der Textilfärberei mit Naturfarbstoffen zählen Inhaltsstoffe mit färbenden Eigenschaften die sowohl aus Pflanzen, als auch aus Tieren gewonnen werden.
Manche Farbstoffe benötigen in der Textilfärberei eine Vorbehandlung. Die sogenannte Beize. Andere Farbstoffe ziehen auch ohne Vorbehandlung auf die Faser und gehen dort eine dauerhafte Bindung mit ihr ein. Denn genau darum geht es in der Textilfärberei. Die Faser sollte eine dauerhafte Bindung mit dem Farbstoff eingehen, da dies ein wichtiges Qualitätskriterium für gefärbte Textilien ist.
Naturfarbstoffe, die in Pflanzen vorkommen machen den Großteil der natürlichen Farbstoffe aus. Sie werden aus den Blüten, Früchten, Blättern, Stängeln, Wurzeln oder Rinde gewonnen. Manche sogar aus der gesamten Pflanze.
Tierische Naturfarbstoffe sind hingegen auf wenige Arten beschränkt. Dazu gehören in der heutigen Anwendung fast ausschliesslich die Cochenille-Läuse mit ihren Unterarten. Die berühmten Purpur-Schnecken werden so gut wie nicht mehr verwendet. Es gibt eine Vielzahl an Unterarten. Unter dem Begriff Schildlaus, aus der das berühmte Karminrot gewonnen wird, finden sich ebenfalls viele Unterarten in jeweils unterschiedlichen Ländern.
Naturfarbstoffe und wo man sie findet
Naturfarbstoffhaltige Pflanzen kann man in allen Teilen der Erde finden.
Es gibt kultivierte Naturfarbstoffe, solche die man frei wachsend in der Natur und im Garten findet und auch einige beim Gemüsehändler und Supermarkt. Somit ergeben sich drei verschiedene Wege Naturfarbstoffe zu beziehen:
Kultivierte Naturfarbstoffe
Die kultivierten Naturfarbstoffe werden speziell angebaut um sie für das Färben zu verkaufen. Diese Pflanzen werden sowohl im Heimanwendungsbereich, als auch in der Industrie eingesetzt. Man kann mit Ihnen gute bis sehr gute Echtheiten erzeugen. Zu ihnen gehören beispielsweise Reseda, Krappwurzel, Cochenille-Läuse, Blauholz, Gelbbeere, Catechu, Quebracho, Lac Dye, etc.
Man kann sie bei Online-Shops für Naturfarbstoffe, aber auch bei anderen Anbietern für Wolle und Stoffe finden.
Kultivierte Naturfarbstoffe kann man zu jeder Zeit des Jahres in getrockneter Form beziehen.
Naturfarbstoffe in freier Natur, Stadt und Garten
Die zweite Kategorie biete die größte Vielfalt an Pflanzen mit färbenden Eigenschaften. Du findest sie in Wald, Garten und Wiese. Selbst wenn du in einer großen Stadt wohnst mit scheinbar wenig Begrünung, wirst du an vielen Stellen fündig werden.
Dies sind einige Klassiker, die du überall wachsen: Birkenblätter, Holunder, Apfelbaumrinde und-blätter, Goldrute, Rainfarn, Schilfblüten und viele mehr. In diese Kategorie fallen auch zwei Pflanzentypen, die du vielleicht hier nicht erwartest: Flechten, Pilze und Algen können auch wunderbare Lieferanten für Farbstoffe sein.
Frei wachsende Pflanzen, die Naturfarbstoffe enthalten sind an Jahreszeiten gebunden. Entweder man pflückt sie frisch oder trocknet sie. Dann kann man ganzjährig mit ihnen färben.
Naturfarbstoffe aus den Lebensmittelregalen
Die dritte Kategorie, die du so gut wie jeder Zeit im nächsten Supermarkt, beim Gemüsehändler oder noch besser, im Bioladen kaufen kannst, werden aus Lebensmitteln bezogen. Dazu gehört zum Beispiel Rote Beete, Rotkohl, Zwiebelschalen, das Gewürz Kurkuma und viele mehr.
Einige von den Lebensmitteln müssen möglichst bald verwendet werden, andere wie Kurkuma können getrocknet längere Lagerzeiten überstehen.
Die meisten Lebensmittel sind ganzjährig verfügbar. Empfehlenswert ist, wenn möglich, diese regional und saisonal einzukaufen.
Naturfarbstoffe und Echtheiten
Echtheiten sagen etwas darüber aus, wie lange sich eine Färbung auf den Textilien hält, wenn man sie wäscht, dem Sonnenlicht aussetzt oder mit Schweiss in Kontakt bringt. Echtheiten spielen vor allem in der Industrie eine wichtige Rolle, denn Kunden wünschen sich, dass die Farbe auf Kleidung, Vorhängen und Teppichen möglichst lange erhalten bleiben.
Naturfarbstoffen heftet die Vorstellung an, dass sie nicht echt sind. Es gibt jedoch eine Auswahl an Färberpflanzen, die so gute Echtheiten hervorbringt, dass sie sämtliche Industriestandards erfüllen. Dazu zählt eine Auswahl an kultivierten Pflanzen mit Farbstoffgehalt.
Ich möchte an dieser Stelle ein Plädoyer für selbstgesammelte Pflanzen in freier Natur, Stadt und Garten halten. Selbst gesammelte Naturfarbstoffe sind regional und bedürfen keinerlei Kosten. Sie haben keine langen Handelswege hinter sich, bedürfen keiner Versandkosten von Onlineshops und bedrohen keinen Artbestand. Diese tollen Eigenschaften stehen den eher schwächeren Echtheiten gegenüber, sind jedoch aus der Perspektive des Erlebnisfaktors und Umweltschonung ein großes Argument, dass ich Dir unbedingt ans Herz legen möchte. Vor allem beim Färben mit Kindern.
Das Gleiche gilt auch für Gemüse, Früchte und Gewürze, die zum Färben geeignet sind.
Die Autorin
Susanne Stern
Susanne Stern ist Textildesignerin, Naturfarbstoffexpertin und hat die Vision die wunderbaren Naturfarbstoffe en vogue zu machen.
Chemische Naturfarbstoff-Hauptgruppen
Die Arten von Naturfarbstoffen werden nach ihren Färbeeigenschaften unterschieden. Ich stelle hier fünf chemische Hauptgruppen vor
Anthrachinon
Diese Gruppe betrifft hauptsächlich die roten Farbstoffe. Man findet sie auf allen Teilen der Erde. Anthrachinone haben gute Echtheiten, sowohl bei den Naturfarbstoffen, als auch bei den künstlich erzeugten Farbstoffen.
Ihr Name setzt sich aus zwei Teilen ihrer chemischen Verbindung zusammen. “Anthracen” und “Chinon”. Der erste Wortteil beschreibt ein Kohlenwasserstoff, der aus drei Benzolringen zusammengesetzt ist. Chinone sind farbig und Oxidationsprodukte von Aromaten.
Anthrachinone haben antibakterielle und pilzhemmende Eigenschaften.
Naphthochinone
Naphthochinone sind Beizfarbstoffe. Das Wort setzte sich aus den zwei chemischen Begriffen “Naphthen” und “Chinon” zusammen. Naphthene werden heute als Cycloalkane bezeichnet und sind eine Stoffgruppe von ringförmigen, gesättigten Kohlenwasserstoffen.
Die Farbstoffe können sowohl für Beizfärbungen, als auch für Direktfärbungen verwendet werden.
Naphthochinone haben antibakterielle und pilzhemmende Eigenschaften.
Flavonoide
Der Wortstamm der Flavonoide kommt von dem lateinischen Wort “flavus” und bedeutet Gelb.
Unter dieser Gruppe findet sich eine Vielzahl an gelb färbenden Pflanzen und viele weiteren leuchtenden Färbungen. Zum Färben mit Flavonoid-haltigen Pflanzen benötigt man eine Vorbeize.
Für den Stoffwechsel vieler Pflanzen sind Flavonoide wichtig, denn sie besitzen pilzhemmende Eigenschaften.
Flavonoide die Luteolin, Querecetin, Apigenin enthalten, haben gute Farbechtheiten. Man findet sie auf Grund ihrer antioxidativen Eigenschaften in der Anwendung für heilsame Kosmetik und Nahrungsergänzungsmitteln.
Indigoide
Indigoide sind wasserunlöslich und gehören deswegen zu den Küpenfarbstoffen. Sie haben eine ähnliche Aufbaustruktur wie Indigo.
Indigoide finden sich in den Indigo-Pflanzengattungen und in der Purpur-Schnecke wieder.
Indigo färbt besonders gut Zellulosefasern wie Baumwolle und Leinen.
Das Färbeverfahren erfolgt durch Reduktion, wodurch der Farbstoff von seinem wasserunlöslichen Zustand in einen wasserlöslichen Zustand gebracht wird. Im zweiten Schritt wird der Farbstoff durch Oxidation in seinen wasserunlöslichen Zustand zurückgebracht.
Tannine
Tannine sind Gerbstoffe und haben antioxidative Eigenschaften, womit sie ebenfalls Verwendung in alternativen Heiltherapie-Methoden Anwendung finden. Sie wirken entzündungshemmend, antibakteriell, antioxidativ, antiviral und krampflösend.
Es gibt zwei Gruppen von Tanninen. Die Gallotannine und die kondensierten Gerbstoffe. Gallotannine kommen beispielsweise in Eichengalläpfeln, Granatapfelschalen, und Edelkastanien vor. Kondensierte Tannine kommen in Fichte, Kiefer, Lärche, Eukalyptus, Weide und anderen Baum- und Pflanzenarten vor.
Tannine werden auf Grund ihrer gerbenden Eigenschaften im Lederwarenbereich zur Erhöhung der Haltbarkeit und dem Schutz vor Mikroorganismen, bzw. vor Fäulnis eingesetzt.
Färbemethoden
Beim Färben mit Naturfarbstoffen unterscheidet man zwischen drei Arten von Färbeverfahren. Diese sind von dem jeweils eingesetzten Farbstoff abhängig.
Direktes Färbeverfahren
Die Faser kann ohne Vorbehandlung in die Farbflotte, bzw. das Färbebad, gegeben werden. Für dieses Verfahren geeignete Pflanzen bringen alle Zusatzstoffe für das Färben mit ihnen mit. Meistens handelt es sich dabei um einen hohen Tanninanteil. Tannin ist ein anderes Wort für Gerbsäure, welche beizende Eigenschaften mit sich bringt.
Färbung mit vorgebeizter Ware
Für die meisten Naturfarbstoffe wird eine Vorbehandlung, das sogenannte Beizen, benötigt. Dabei werden hauptsächlich Metallsalze eingesetzt. Diese heften sich während des Beizvorgangs an die Faser an und gehen im Anschluss mit den Farbmolekülen der Farbflotte eine stabile Bindung ein. Ohne diesen Vorgang würden die Farbstoffe durch Waschen und Sonne nach kurzer Zeit an Kraft verlieren.
Küpenfärbung
Indigo ist der berühmteste Farbstoff der Küpenfärbung und erzielt vor allem auf Baumwolle sehr gute Ergebnisse. So ziemlich jede blaue Jeans wurde mit dem Küpenverfahren und Indigo gefärbt. Küpenfärbung wird sowohl bei pflanzlichen, als auch synthetischen Indigo angewendet.
Diese Färbung ist ein besonderes Verfahren, denn sie bringt wasserunlösliche Farbstoffe durch Reduktion und Oxidation in die Faser.
Zunächst werden die wasserunlöslichen Farbstoffe durch ein Reduktionsmittel in eine wasserlösliche Form gebracht. In diese „Küpe“, die kalt ist, wird das Färbegut eingetaucht. Wenn es wieder aus dem Farbbad gezogen wird, wandeln sich die Farbstoffe durch Oxidation in ihre wasserunlösliche Form zurück und werden von der Faser eingeschlossen.
Bei diesem Vorgang schlägt das zunächst grüne Färbegut während der Oxidation in das berühmte Blau um.
Naturfarbstoffe und Echtheiten
Echtheiten sagen etwas darüber aus, wie lange sich eine Färbung auf den Textilien hält, wenn man sie wäscht, dem Sonnenlicht aussetzt oder mit Schweiss in Kontakt bringt. Echtheiten spielen vor allem in der Industrie eine wichtige Rolle, denn Kunden wünschen sich, dass die Farbe auf Kleidung, Vorhängen und Teppichen möglichst lange erhalten bleiben.
Naturfarbstoffen heftet die Vorstellung an, dass sie nicht echt sind. Es gibt jedoch eine Auswahl an Färberpflanzen, die so gute Echtheiten hervorbringt, dass sie sämtliche Industriestandards erfüllen. Dazu zählt eine Auswahl an kultivierten Pflanzen mit Farbstoffgehalt.
Ich möchte an dieser Stelle ein Plädoyer für selbstgesammelte Pflanzen in freier Natur, Stadt und Garten halten. Selbst gesammelte Naturfarbstoffe sind regional und bedürfen keinerlei Kosten. Sie haben keine langen Handelswege hinter sich, bedürfen keiner Versandkosten von Onlineshops und bedrohen keinen Artbestand. Diese tollen Eigenschaften stehen den eher schwächeren Echtheiten gegenüber, sind jedoch aus der Perspektive des Erlebnisfaktors und Umweltschonung ein großes Argument, dass ich Dir unbedingt ans Herz legen möchte. Vor allem beim Färben mit Kindern.
Das Gleiche gilt auch für Gemüse, Früchte und Gewürze, die zum Färben geeignet sind.
Die Autorin
Susanne Stern
Susanne Stern ist Textildesignerin, Naturfarbstoffexpertin und hat die Vision die wunderbaren Naturfarbstoffe en vogue zu machen.